Jahresanfang – Zeit, um auch bei den Finanzen mal Klarschiff zu machen, überflüssige Ausgaben zu finden und dafür monatlich etwas zu sparen. Guido Twachtmann, Marktbereichsleiter der Sparkasse Vest in Recklinghausen, weiß wie.
Zu wissen, wie viel gebe ich wofür aus, ist das A und O einer soliden Finanzplanung“, so der Experte. „Nur so lassen sich Geldfresser identifizieren und finanzielle Spielräume ausloten.“ Grundlage dafür kann das klassische Haushaltsbuch aus Papier oder als PDF sein. Bequemer geht‘s mit dem digitalen Webbudgetplaner, und noch komfortabler ist die Finanzchecker-App. „Immer mehr Zahlungen nehmen wir ohnehin bargeldlos vor; sie lassen sich besonders einfach selbstgewählten Kategorien und Stichwörtern zuordnen“, so Twachtmann.
Rotstift ansetzen & sparen
Weiß man, wie viel Geld wo bleibt, stellt sich jedoch oft die nächste Frage: Sind 400 Euro monatlich für Schuhe oder für Essen und Trinken viel oder wenig? Wo lässt sich am ehesten sparen? Hierbei kann eine Budgetanalyse helfen, die je nach Lebenssituation Referenzbudgets für einzelne Kategorien und Posten ermittelt. „Liege ich in einem oder mehreren Bereichen deutlich über den Referenzwerten, lohnt es sich, einmal genauer hinzusehen.“ Auf www.geldundhaushalt.de gibt es für jede Lebensphase Ratgeber zum Sparen in unterschiedlichen Bereichen – vom Einkauf im Supermarkt über Energiesparen bis hin zur Versicherung.
Erspartes anlegen
Die Budgetanalyse ist gemacht und Summe x eingespart, oder es gibt ohnehin ein Plus am Monatsende? Für die Geldanlage empfiehlt Guido Twachtmann ein Vier-Stufen- oder Terrassen-Modell, das je nach Summe und Sparzielen unterschiedlich gewichtet werden kann. „Im ersten Schritt muss die Liquidität für alltägliche Ausgaben sichergestellt, und Konto-Überziehungen vermieden werden“, sagt der Experte. „Maximal ein Monatsgehalt sollte als Reserve auf dem Konto bleiben.“ Dann gilt es, die nächste Terrasse zu „fluten“. Hier bietet sich ein Tagesgeldkonto, das klassische Sparbuch oder auch ein Geldmarktfonds mit geringem Schwankungsrisiko an. Zwei bis drei Monatsgehälter als jederzeit verfügbare Reserve stehen hier für den nächsten Urlaub, die neue Waschmaschine oder die Autoreparatur zur Verfügung.
Früh ans Alter denken
Ist auch die zweite Terrasse gefüllt, rücken die mittelfristigen Ziele (3–5 Jahre), wie ein neues Auto oder eine längere Fernreise, in den Blick. Je nach Ziel und Anlegertyp kommen hier Festgeldkonten oder Rentenfonds mit überschaubarem Risiko infrage. Parallel sollte aber bereits auf dieser Stufe an die Altersvorsorge gedacht werden“, rät Twachtmann. Er empfiehlt zunächst Anlageprodukte mit staatlichen Zuschüssen, wie vermögenswirksame Leistungen beim Bau- oder Fondssparen, oder Riestersparpläne für die Altersvorsorge. Diese seien auch mit Aktiensparplänen kombinierbar, die bei langfristiger Anlage die Renditechancen erhöhen. Allerdings kämen Aktien nur für bestimmte Anlagetypen bzw. nur bei entsprechender Risikobereitschaft infrage.
Aktien erhöhen Renditechancen
Alles, was dann noch übrigbleibt, kann in Renten- und/oder Immobilienfonds oder – Risikobereitschaft vorausgesetzt – in Aktienfonds investiert werden. Beliebt seien auch ETFs (exchange-traded fund), also börsengehandelte Fonds, die nicht aktiv gemanagt sind, sondern einen Index, wie z. B. den DAX, abbilden. Und was sagt der Experte? „Geschmackssache. ETFs haben geringere Kosten, sodass oft mehr Wertsteigerung beim Anleger bleibt.“ Auf der anderen Seite könnten gut gemanagte Fonds flexibler auf den Markt reagieren und so möglicherweise etwas bessere Performances bzw. geringere Verluste einbringen, wenn es an den Börsen mal abwärts geht.
Nicht alles in einen Korb
Bleibt die Frage, ob die Vier-Stufen des Modells strikt nacheinander, zu verfolgen sind, oder mehrere Terrassen parallel bedient werden. Twachtmann: „Das hängt auch vom Betrag ab, der monatlich übrigbleibt.“ Ist die erste Stufe aufgefüllt, ließe sich ein monatlicher Sparbetrag etwa von 300 Euro auch gut auf die drei Stufen verteilen, zumindest wenn kurzfristig keine Anschaffungen ins Haus stehen: z. B. 100 Euro aufs Tagesgeldkonto, 100 in einen Bausparvertrag und 100 in einen riestergeförderten Fondssparplan. Denn andernfalls könnte die so wichtige Altersvorsorge zu weit in Zukunft geschoben werden. Schon ab 25 Euro könne man monatlich in einen Fondssparplan investieren. „Und je früher man damit anfängt, desto besser.“
Königswall 33
45657 Recklinghausen