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Pflege will zeigen, was passiert, wenn nichts passiert
Foto: iStock/smartboy10

Pflege will zeigen, was passiert, wenn nichts passiert

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: _Redaktion _RDN

Am Dienstag, 19. März, findet ab 12 Uhr vor dem Rathaus in Recklinghausen eine Aktion unter dem Motto „Pflegereform anpacken - sonst können wir einpacken“ statt. Zeitgleich werden die Pflegedienste mit einem Autokorso auf dem Wall die unsichtbaren Warteschlangen vor den ambulanten Diensten sichtbar machen.

Mit einem gemeinsamen Aktionstag wollen Arbeitgeber aus der Pflege auf unsichtbare Warteschlangen und die stille Rationierung in der Pflege aufmerksam machen.

„Wenn wir nicht bald handeln, laufen wir in eine tiefgreifende Versorgungskrise. Im Jahr 2030 werden uns rund 130.000 Pflegekräfte fehlen. Das bedeutet 1,1 Mio. Pflegebedürftige, die unversorgt bleiben. Das sind so viele Menschen wie die Städte Essen und Dortmund zusammen Einwohner haben“, bringt Jörg Klomann von der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen und Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege die Situation auf den Punkt.

Am 19.03.2024 findet ab 12:00 Uhr vor dem Rathaus in Recklinghausen deshalb eine Aktion unter dem Motto „Pflegereform anpacken - sonst können wir einpacken“ statt. Zeitgleich werden die Pflegedienste mit einem Autokorso auf dem Wall die unsichtbaren Warteschlangen vor den ambulanten Diensten sichtbar machen.

Fachkräftemangel wird sich weiter verschärfen
Insbesondere in der ambulanten Pflege herrscht schon heute akuter Pflegenotstand. Pflegedienste streichen Touren zusammen und schränken ihre Versorgungsgebiete ein. Von 2020 bis 2024 haben ambulante Dienste ihren Personalstamm um bis zu 20 % reduzieren müssen. Der Fachkräftemangel wird sich noch weiter verschärfen. „In unseren Pflegediensten sind 2/3 der Beschäftigten über 55 Jahre alt. Im Jahr 2030 müsste jede/r zweite SchulabgängerIn sich für einen Gesundheitsberuf entscheiden, um die prognostizierten Bedarfe zu decken“, sagt Martina Waldner, Abteilungsleiterin der Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen.

Grundlegender Systemwechsel gefordert
Der Forderungskatalog der Pflegearbeitgeber für den Aktionstag ist umfangreich. Dabei geht es nicht ums Jammern und Klagen, sondern um eine gemeinsame gesellschaftliche Kraftanstrengung. Malte Wulbrand von der Caritas Recklinghausen: „Es macht uns keine Freude, jeden Tag mit verzweifelten Kund*innen zu telefonieren, die auf der Suche nach einer Versorgung für sich oder ihre Angehörigen sind. Die aktuell erlebbaren Leistungseinschränkungen stehen im krassen Widerspruch zu unserem Selbstverständnis als professionell Pflegende. Wenn wir jetzt nicht einen grundlegenden Systemwechsel einleiten, ist bald niemand mehr da, um die Pflegebedürftigen zu versorgen.“ 


Misstrauenskultur führt zu enormen Belastungen
Pflege hat sich in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt und professionalisiert. Martina Waldner von der AWO fasst das Selbstverständnis der Arbeitgeber und die Zielsetzung des Aktionstages zusammen: „Wir können Pflege, aber wir könnten noch viel mehr leisten, wenn man uns endlich vertrauen würde.“ Die Misstrauenskultur in der Pflege führt zu enormen Belastungen durch Prüfungen, Kontrollen und Genehmigungsverfahren, für die den Kostenträgern und Aufsichtsbehörden schon heute das Personal fehlt. Vergütungsverhandlungen werden auf die lange Bank geschoben und Leistungsabrechnungen so lange herausgezögert, bis nicht wenige Pflegedienste in wirtschaftliche Schieflagen geraten. Die Arbeitgeber fordern daher die Umsetzung der längst überfälligen Entbürokratisierung sowie eine konsequente Einführung von digitalen Lösungen zur Verbesserung der Versorgung und zur Arbeitserleichterung für die Beschäftigten. Um die Pflege zukunftsfähig zu machen, braucht es ein Investitionsprogramm für die digitale Infrastruktur und zur nachhaltigen Personalgewinnung.

Die Aktion verbinden die Pflegearbeitgeber mit einem Aufruf zum gemeinsamen Dialog aller Akteure, die an der Zukunftsfähigkeit der pflegerischen Versorgung arbeiten wollen.


Aktionstag „Pflegereform anpacken – sonst können wir einpacken“


Autokorso, Installationen und Informationen Dienstag, 19. März 2024, ab 12:00 Uhr Wall und Rathausplatz, 45657 Recklinghausen

Veranstaltet von der Ruhrgebietskonferenz Pflege und: AWO Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen  Caritasverband Herten  Caritasverband Marl  Caritasverband Ostvest  Caritasverband für die Stadt Recklinghausen  Diakonisches Werk Gladbeck-Bottrop-Dorsten  Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen  Diakonisches Werk Recklinghausen  Martinus Pflegeeinrichtungen Herten


Info Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen
Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen

Elper Weg 89
45657 Recklinghausen

www.diakonie-kreis-re.de

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