Beschreibung
Vernissage am Sonntag, 05. März 2023 um 12 Uhr
In ihrem künstlerischen Gesamtwerk befragt die amerikanische Performance- und Filmkünstlerin Barbara Hammer (1939–2019) mit wachem Blick den gesellschaftspolitischen Status Quo. Ende der 1960er-Jahre entstanden ihre ersten Experimentalfilme, in denen Hammer autobiografisch ihren Stand als offen homosexuelle Person innerhalb einer amerikanischen Gesellschaft, aber auch vor sich selbst befragt. Ihre Erzählweise und die Art der Verhandlung virulenter gesellschaftlicher Themen sind vielschichtig und komplex – und durchaus sehr mutig. Offen, ironisch, optimistisch, lebensfroh und explizit enttabuisiert sie (männlich) doktrinäre Normative ohne einen radikal-feministischen Zeigefinger zu erheben. Ihre Arbeiten sind Genre übergreifend, ihre Bildsprache und Ästhetik mal inszeniert und gesetzt, mal improvisiert und performativ, dokumentarisch oder fiktional.Barbara Hammer gilt als Pionierin des queeren Films – ihre beständige Auseinandersetzung mit einer allgemeinen weiblichen Lebensrealität geht allerdings weit darüber hinaus. Selbstbewusst und ungeschönt lässt sie uns teilhaben an ihrer patriarchalischen Vaterbeziehung, den Aids-Debatten der 1990er-Jahre und ihrer Krebserkrankung.Das Skulpturenmuseum Marl zeigt einen Querschnitt aus ihrem 50 Jahre umspannenden Werk und bietet schlaglichtartig einen Blick auf die Entwicklung ästhetischer und narrativer Mittel der Film- und Videokunst. Gleichzeitig zeichnet sich in dem in Marl ausgestellten Material ein vager Zwischenbericht einer gesellschaftlichen Debatte ab, die es tagesaktuell noch immer zu verhandeln gilt.