Gemeinsam mit Robert Gentz gründete der Distelner David Schneider das Unternehmen Zalando.
Zuvor hatten die beiden Studienkollegen der Elite-Hochschule „Otto Beisheim School of Management“ eine Pleite in Lateinamerika hingelegt. Vom Goldrausch für soziale Netzwerke angezogen, starteten sie im mexikanischen Monterrey mit der Firma „Unibicate“ eine Facebook-Kopie. Dieses soziale Netzwerk erwies sich wirtschaftlich jedoch als so löchrig, dass nach sechs Monaten kein Geld mehr für den Heimflug zur Verfügung stand. Und Mutti in der Bachstraße mochte Sohnemann David nicht anrufen. In seinem Zimmer grübelte das Duo über die Zukunft. Welcher Claim – übrigens ein Begriff aus dem mexikanischen Bergrecht – sollte nach dem Flop jetzt abgesteckt werden? Und woher sollte das Startkapital dafür kommen? David Schneider gebar die Idee Schuhe zu verkaufen. Das Geld (50.000 Euro) gab Oliver Samwer, ein Bekannter aus der Uni. Die Geschäftsidee vom Schuhvertrieb klang erstmal nicht sonderlich originell. Und auf dem Weg zum späteren Aufstieg sollte es zeitweise noch heftig ruckeln. Bis hin, dass eine ZDF- Reportage in der Anfangszeit einen unwürdigen Umgang mit Mitarbeitern geißelte.
Flair einer Garagenfirma
Der unternehmerische Re-Start im Herbst 2008 hatte so etwas von den Gründergeschichten erfolgreicher Unternehmen des Silicon Valley. Das Firmendomizil des kleinen Teams in Berlin glich einer Garagenfirma. Die Gründer brachten die Pakete selbst zur Post. Ihre privaten Handynummern dienten als Hotlines für Kunden. All das begleitet von den Zweifeln: Schuhe im Internet bestellen, ohne anzuprobieren. Kann das funktionieren?! Frühjahr 2021. Zalando verkündet, dass sich der Gewinn zum zweiten Mal in Folge auf jetzt 226 Millionen Euro verdoppelt habe. Dem Distelner Goldgräber geht es seit Jahren ebenfalls recht gut. Bei einem Festgehalt von „nur“ knapp 200.000 Euro im Jahr wuchs das Einkommen von David Schneider beispielsweise 2018 auf rund 19,4 Millionen. So eine Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Zalando-Werbeslogan „Schrei vor Glück“ hat für den Co-Vorstand aus Herten einen speziell persönlichen Klang.
Alt-Hippie Langhans wirbt
Ausgerechnet Konsumgegner und Kommune 1-Bewohner Rainer Langhans, inzwischen 80, warb für den Modeversender. Der Alt-Hippie fühlte sich in einem TV-Spot mit einem Doppelgänger verunglimpft und wollte klagen. Zalando entging dem Verfahren. In einem neu aufgelegten Werbeclip spielte sich der weiß-haarige Lockenschopf selbst und kassierte eine Gage für den Auftritt. Bekannte aus früheren Tagen haben offenbar schon immer geahnt, wie talentvoll David Schneider ist. Herta Laskowski, damals Chefin der Kita am Nonnenkamp: „David hat die Welt mit sehr wachen Augen beobachtet.“ Dr. Matthias Reising, ziemlich bester Kumpel, meint: „Er war ein Überflieger.“ Und Schneiders Basketballtrainer Stefan Selke erinnert sich: „Ein angenehmer Mensch. Ich erinnere mich gerne an David.“ Und jetzt? Das Unternehmen mit 14.000 Mitarbeitern, 38 Millionen aktiven Kundinnen und Kunden, 700.000 Artikeln von 3.500 Marken will dieses Jahr rund 10 Milliarden umsetzen. Es werde angestrebt, das größte Modeunternehmen Europas zu werden. Online und offline! David Schneider: „Ultimatives Ziel bleibt: Wenn man etwas auf Zalando nicht finden kann, existiert es nicht.“